Aus der Kleintierpraxis sind digitale Röntgenaufnahmen als bildgebendes Diagnoseverfahren bei vielerlei Befunden schon lange nicht mehr wegzudenken. Tagtäglich werden Bilder vom Thorax, Abdomen, von Zähnen oder Gliedmassen angefertigt. Auch im Bereich der Grosstierpraxis hält das Röntgen als diagnostisches Werkzeug immer mehr Einzug, weshalb wir euch heute die Möglichkeiten und Grenzen des Röntgens in der Grosstierpraxis aufzeigen wollen.

Das Grosstierröntgen, wie es bei uns eingesetzt wird, bietet viele Vorteile: Durch das mobile Röntgen können Röntgenbilder direkt vor Ort angefertigt werden. Ein Transport des betroffenen Tieres erübrigt sich somit. In Notfällen, beispielsweise bei Frakturverdacht, können unkompliziert und schnell die betroffenen Regionen inklusive Knochenstruktur dargestellt werden. Ausserdem erlaubt das voll digitale Arbeiten eine hohe Auflösung und Abbildung der Strukturen auf einem Laptop- Gerät innerhalb von Sekunden, so dass die Befunde mit den Besitzern schon vor Ort besprochen werden können. Zudem ist es möglich, die digitalen Bilder ganz einfach zu versenden und so bei komplizierten Fällen eine Zweitmeinung durch externe Fachkräfte einzuholen.

Um ein sicheres Arbeiten und bestmöglichen Strahlenschutz für alle Beteiligten zu gewährleisten, werden die zu untersuchenden Tiere in der Regel sediert. Durch die Sedation können unbeabsichtigte Abwehrreaktionen der Tiere minimiert und somit die Gefahr von Verletzungen und Sachschäden reduziert, und die Qualität der Bilder erhöht werden. Auch beim digitalen Röntgen muss das beteiligte Personal mittels Bleischürzen vor Streustrahlung geschützt werden.

Ein Röntgenbild entsteht durch das Durchdringen des Körpers von Röntgenstrahlen, welche von der sogenannten Röntgenröhre ausgestrahlt werden. Das darzustellende Körperteil befindet sich zwischen Röntgenröhre und der Detektorplatte. Die Röntgenplatte empfängt auf der anderen Seite der zu untersuchenden Struktur die Röntgenstrahlen, aus denen der Computer das Röntgenbild generiert. Unterschiedliche Strukturen werden unterschiedlich stark durchdrungen und werden auf dem Bildschirm umso heller dargestellt, je dichter und damit undurchlässiger das jeweilige Gewebe für die Röntgenstrahlen ist. Knochenstrukturen werden kaum durchdrungen und erscheinen auf dem Röntgenbild daher weiss.

Durch diese Methode entsteht ein 2-dimensionales Bild, wobei Strukturen sich unter Umständen überlagern und so schwierig zu interpretieren sein können. Daher ist es zur guten Röntgenbeurteilung unerlässlich, Strukturen immer aus mindestens zwei Ebenen zu beleuchten. Reicht eine Abklärung mit dem Röntgen nicht aus, so gibt es inzwischen Möglichkeiten an diversen Kliniken, ein 3-dimensionales Bild anzufertigen. Diese sogenannten CT (Computertomographie)- oder MRT (Magnetresonanztomographie)- Untersuchungen brauchen meist eine Vollnarkose, sind kostenintensiver und beschränken sich bei Grosstieren auf Kopf und Gliedmassenuntersuchungen. Eine Aussnahme stellt das neuere „standing-MRI“ dar, wo die Pferde zur Untersuchung im Stehen nur tief sediert werden müssen. Diese Untersuchungen sind diagnostisch äusserst wertvoll, ersetzen jedoch die Voruntersuchung mit dem Röntgen vor Ort nicht.

In der Grosstierpraxis werden häufig Gliedmassen geröntgt. Dabei handelt es sich meist um eine Abklärung bei Frakturverdacht, Verdacht auf Klauen- oder Hufabszesse, sowie die weitere Untersuchung von Verletzungen. Bei Verletzungen in Gelenksnähe versucht man mittels Röntgen abzuklären, ob eine Gelenksbeteiligung vorliegt. Denn genauso wie die Beteiligung synovialer oder tiefer gelegener Strukturen wie Knochen haben solche Verletzungen einen Einfluss auf die Prognose und je nachdem auch auf die Art der Behandlung. Häufig kommt unser mobiles Röntgen auch bei Arthroseverdacht beim Pferd zum Einsatz, beispielsweise bei der Spatabklärung.