Durchfallbehandlung bei Kälbern – letzte Rettung Dauertropf

Es ist wieder soweit: Mit der Wintersaison hat auch die Durchfallsaison im Stall begonnen. Meist trifft es junge Kälber ab dem ersten Lebenstag besonders hart. Sie haben nicht genügend Reserven, um den Energie- und Flüssigkeitsverlust auszugleichen und gleichzeitig auch noch der Infektion zu widerstehen. Hinzu kommt, dass Kälber, die zu wenig Biestmilch (Kolostrum) erhalten, anfälliger für Infektionen sind. Die Kälte ist ein weiterer Faktor, der sich negativ auf die Jungtiere auswirkt. Gerade, wenn die Energiereserven im Körper knapp werden, bleibt meist nicht mehr genug Kraft, um auch noch den Wärmehaushalt auszugleichen, und es kommt schnell zu gefährlicher Unterkühlung. Es ist ein Teufelskreis.

Ätiologie

Häufige Erreger in den ersten Lebenstagen sind Bakterien, wie E.coli, sowie Viren, wie Rota- und Coronaviren (dieses hat nichts mit Covid-19 zu tun und verursacht auch keine Atemwegserkrankungen). Auch Kryptosporidien (einzellige Parasiten) kommen häufig vor und sind hoch ansteckend. Erkranken ältere Tiere an Durchfällen, so spielen Kokzidien oder Magen-Darmwürmer die Hauptrolle in der Infektiologie, aber auch futterbedingte Durchfälle sind möglich.

Symptome

Erste Anzeichen sind breiiger oder sogar wässriger Kot, schwankender Gang, die Augen erscheinen eingefallen, die Kälber sind weniger aktiv und zeigen verminderten Appetit. Leider kommt es aber häufig vor, dass die Durchfälle so akut beginnen, dass die jungen Kälber gar nicht mehr aufstehen können (Festliegen).

Zwei Probleme dominieren: Einerseits der Flüssigkeitsverlust und andererseits die Übersäuerung.

Therapie

Leichte Durchfälle: Bei Durchfällen mit ungestörtem Allgemeinbefinden empfehlen wir, die Kälber zu separieren. So kann der Infektionsdruck für die noch gesunden Kälber gesenkt werden und die Patienten können sich so besser erholen. Zusätzlich sollten bei ersten Durchfallsymptomen Elektrolyttränke zum Ausgleich der verlorenen Salze, Basen und Säuren, sowie Antidiarrhoika (Arzneimittel gegen Durchfall) verabreicht werden.

Mittelschwere Durchfälle: Sobald die Kälber nicht mehr gut saugen oder über mehrere Stunden unter Durchfall mit wässriger Konsistenz leiden, empfehlen wir dringend eine tierärztliche Behandlung: Der Tierarzt kann über einen intravenösen Zugang Infusionen direkt in die Blutbahn verabreichen und so den Flüssigkeitshaushalt wieder auffüllen und die Übersäuerung abpuffern.

Schwere Durchfälle: Liegen die Kälber fest, so ist die Lage dringend. Der Tierarzt sollte unverzüglich telefonisch benachrichtigt werden. Das Überleben der Kleinen hängt am seidenen Faden und sie können leider nicht immer gerettet werden. Eine „normale Infusion“ ist nun häufig nicht mehr ausreichend – der Dauertropf kommt zum Einsatz. Ein intravenöser Katheter wird in die Halsvene gelegt und fixiert (gängige Methode in der Schweiz), aber auch die Ohrvene eignet sich für einen intravenösen Zugang. Bei der Dauertropfinfusion wird eine Flüssigkeitsmenge von ca. 5 Litern verabreicht. Da der Flüssigkeitsverlust bei schweren Durchfällen bis zu 12% des Körpergewichts betragen kann, ist eine solche Menge nötig, um den schon vorhandenen Flüssigkeitsmangel auszugleichen. Die kontinuierlichen Verluste bei anhaltendem Durchfall sind nicht weniger dramatisch. Deshalb ist es auch hier unerlässlich, Antidiarrhoika als Paste oder zusammen mit der Elektrolyttränke zu verabreichen, um den Durchfall und somit die anhaltenden Verluste von Flüssigkeit und Energie zu stoppen.

Homöopathie: Gängige homöopathische Mittel sind Arsenicum album, Podophyllum, China, Carbo vegetabilis, Dulcamara, Veratrum album. Bei Bestandesproblemen können Mittel wie Calcium carbonicum oder Calcium phosphoricum, sowie Tuberkulinum nach Absprache mit ihrem Tierarzt auch pro- oder metaphylaktisch eingesetzt werden.

Phytotherapie: Bei Durchfällen setzen wir auf Phytotherapie. Pflanzliche Inhaltsstoffe kommen bei uns bei jeder Durchfallerkrankung zum Einsatz. Drogen wie Eichenrinde, Fichtenspitzenextrakt, Bockshornklee, sowie die Yucca Palma dienen als Antidiarrhoika.

Grundsätzliches

  • Biestmilchversorgung ist essentiell. Haben sie Bedenken, ob ihre Kälber mit ausreichend Kolostrum versorgt sind, sprechen sie uns an, ein Bluttest gibt Aufschluss.
  • Kranke Tiere brauchen Wärme! Unsere Jungtiere brauchen eine warme Nische, um gross und widerstandskräftig zu werden. Noch wichtiger ist es, dass wir kranken Tieren genügend Wärme angedeihen lassen. Sie brauchen ihre Energie für anderes!
  • Rein – Raus: Wann immer möglich sollte nach infektiösen Durchfällen der Stall komplett mit einem Hochdruckreiniger gereinigt werden. Je nach Erreger braucht es spezielle Desinfektionsmittel zur Reinigung. Wir beraten sie gerne!
  • Senken sie den Infektionsdruck in ihrem Stall: Geeignete Hygienemassnahmen, die Separierung kranker Tiere oder auch die Prophylaxe, über spezielle Behandlungen oder Mutterschutz-Impfungen helfen dabei.
  • Symptomatische Therapie kann lebensrettend sein. Melden sie sich frühzeitig bei ihrem Tierarzt!
  • Je nach Erreger kann eine spezifische Therapie durchgeführt werden. Sie kann im Akutfall unterstützend zur symptomatischen Therapie eingesetzt werden oder der Prophylaxe noch nicht erkrankter Kälber dienen.