Durchfall stellt eine häufige Symptomatik beim Hund dar. Im Folgenden wollen wir die möglichen Ursachen und Therapien näher betrachten.
Definition
Schnelle und häufige Ausscheidung von dünnem, flüssigem Kot/Stuhl;
Medizin-Jargon: Diarrhoe, Dysenterie;
Umgangssprache: Dünnpfiff, flotter Otto, Durchmarsch, Flitzeritis, Montezumas Rache
Die Ursachen für Durchfall beim Hund sind vielfältig, dementsprechend unterschiedlich stellen sich auch die Symptome und Therapiemöglichkeiten dar.
Ätiologie & Symptomatik
Grundsätzlich unterscheidet man zwischen infektiösen und nicht-infektiösen Durchfällen.
Typische Durchfallerreger sind verschiedene Magen- Darmparasiten. Hier sind vor allem Rund- und Bandwürmer, sowie Giardien erwähnenswert. Eine Erkrankung mit Magen-Darmparasiten führt meist zu Durchfall bei anfänglich ungestörtem Allgemeinbefinden. In der Folge kommt es zu Gewichtsreduktion und struppigem Fell. Giardien unterscheiden sich von anderen Magen-Darm-Parasiten: Es sind einzellige Parasiten, die insbesondere eine Dickdarmentzündung hervorrufen. Sie bedürfen einer speziellen Behandlung, die Standard-Entwurmung wirkt nicht gegen Giardien. Die Infektion von Hund und auch Katze mit Giardien wird als Giardiose bezeichnet. Die Erkrankung ist weit verbreitet, aber nur Tiere mit geschwächtem Immunsystem erkranken auch klinisch. Meistens sind deshalb vor allem junge oder alte Tiere betroffen. Die Giardiose geht meist mit blutig-schleimigem Durchfall bei gutem Allgemeinbefinden einher.
Es gibt unzählige andere Infektionserreger, dazu gehören unter anderem Bakterien wie Campylobacter oder Clostridien, sowie unterschiedliche Viren. Erwähnenswert ist hier vor allem die gefürchtete Infektion mit dem Parvovirus. Die Parvovirose ist eine infektiöse Allgemeinerkrankung mit Fieber, Erbrechen und blutigem Durchfall. Meist sind die Hunde bei einer Parvovirus-Infektion bei sehr schlechtem Allgemeinbefinden und überleben eine solche Erkrankung, trotz intensiver Therapie, wenn überhaupt nur knapp. Generell müssen betroffene Tiere separiert und daher in der Regel auf einer Isolationsstation therapiert werden. Betroffen sind vor allem Hunde ausländischer Herkunft, da hierzulande die Impfung einer solchen Infektion vorbeugt.
Aber auch nicht- infektiöse Durchfallauslöser sind beim Hund häufig. Ist doch schnell mal irgendwas im Rachen des treuen Begleiters verschwunden, was er eigentlich nicht fressen sollte. So kann beispielsweise der übermässige Verzehr von Schnee zu Durchfall führen. Auch Fremdköper, wie Spielzeug, Socken oder andere unverdauliche Sachen führen – sofern sie die Darmpassage nicht ganz verlegen – zu unterschiedlich starkem bis sogar blutigem Durchfall. Auch Vergiftungen können zu leichtem bis starkem Durchfall führen. Generell rufen Vergiftungen unterschiedliche, teilweise recht unspezifische Symptome hervor, sehr häufig sind dabei aber Durchfall und Erbrechen. Informationen zu giftigen Substanzen finden Sie auf clinitox.ch. Zudem kann auch eine Futtermittelallergie zum Verlust der Kotkonsistenz führen. Häufig unterschätzt, sehen wir eine solche als eine der häufigsten Ursachen für nicht infektiöse Durchfälle in der Praxis. Dabei handelt es sich um eine Unverträglichkeit auf einen Inhaltsstoff im Futter. Meist ist hier eine Proteinquelle der Auslöser. Auch eine Bauchspeicheldrüsenentzündung kann Ursache von teilweise schweren Durchfallerkrankungen sein. Die genannten Ursachen sind sicher die häufigsten, welche wir in der Praxis antreffen, die Aufzählung aber nicht vollständig.
Diagnostik
Eine Vielzahl an diagnostische Massnahmen können wir direkt in der Praxis durchführen und schicken bei Bedarf zusätzlich Probenmaterial ins Labor ein. Beispielsweise kann ein Schnelltest im Akutfall eine Giardiose bestätigen, ein Blutbild einen Hinweis darauf geben, wie es um den Allgemeinzustand des Patienten bestellt ist, ein Röntgenbild wird benötigt, um Fremdkörper sichtbar zu machen und ein Ultraschall kann helfen, eine Bauchspeicheldrüsenentzündung zu erkennen. Oft sind mehrere diagnostische Massnahmen nötig, um eine Erkrankung besser fassen zu können. Häufig hängt es neben dem klinischen Allgemeinzustand von den Laborergebnissen ab, welche Therapie eingeleitet wird.
Therapie
Die Akut-Therapie des Durchfalls hängt immer vom Schweregrad ab – egal welche Ursache der Durchfall hat. Eine Symptomatische Therapie mit stopfenden Präparaten hilft den Kot zu formen. Ist der Körper aufgrund des Flüssigkeitsverlusts stark ausgetrocknet, so bedarf es immer einer Infusionstherapie. Hat der Hund nur etwas breiigen Kot und ist sonst fit und munter, so hilft möglicherweise eine Entwurmung. Schlägt diese nicht an, so kann man durch weitere Untersuchungen oder eine Futterumstellung die Ursache der Kotveränderung herausfinden. Eine spezifische Therapie des Durchfalls wird entweder parallel zur Akut-Therapie oder nach Bestätigung des Labors eingeleitet.
Als stopfende Therapeutika kommen bei uns vor allem pflanzliche Präparate zum Einsatz, welche die Resorptionsfähigkeit des Darmes unterstützen und somit dem Durchfall effizient entgegenwirken. Generell gilt, dass Futtermittelunverträglichkeiten, sowie eine schlecht ausbalancierte Darmflora Infektionen begünstigen, da so die „schlechten“ Bakterien oder auch Giardien einfacher die Oberhand gewinnen können, als bei einer stabilen Darmflora.
Komplementär können Präparate, wie EM (=Effektive Mikroorganismen) oder Produkte mit einer Vielzahl an „guten“ Darmbakterien, wie Enterococcus faecium zur Erhaltung oder Wiederherstellung einer gesunden Darmflora eingesetzt werden. Ausserdem unterstützt Propolis die Darmgesundheit. Bei Durchfall können pflanzliche Substanzen, sowie Homöopathika erfolgreich allein oder unterstützend eingesetzt werden. Häufige homöopathische Durchfallmittel sind Arsenicum album (nach Aufnahme von Unverträglichem), Podophyllum (Hydrantenstuhl) und China (mit Blähungen einhergehend). Bei Allergien und hartnäckigen Durchfällen bedarf es einer konstitutionellen Therapie. Ist der Durchfall wässrig und hält über mehrere Tage an, so sollte dringend ein Tierarzt aufgesucht werden, genauso wenn der Patient kein Futter und Wasser mehr aufnimmt.
Bei Fragen steht Ihnen das Team der Tierarztpraxis Capricorn wie immer zur Verfügung.