Die Hufrehe ist eine bei Pferdehaltern gefürchtete Erkrankung aller oder einzelner Hufe. Insbesondere weil die Hufrehe extrem schmerzhaft und aufgrund anatomischer und physiologischer Gegebenheiten teilweise sehr schwierig zu behandeln ist, sollte auf prophylaktisches Management gesetzt werden. Eine Vielzahl der Erkrankungsfälle lässt sich so vermeiden.

Definition

Es handelt sich um eine diffuse, aseptische Entzündung der Huflederhaut. Sie tritt häufig infolge von stoffwechselbedingten oder systemischen Allgemeinstörungen, aber auch aufgrund mechanischer Überbelastung auf.

Ätiologie

Häufig tritt die Hufrehe an beiden Vorderbeinen auf. Es ist allerdings auch möglich, dass alle vier Beine betroffen sind oder bei mechanischen Auslösern nur einzelne Hufe.

Übergewichtige Pferde sind prädisponiert für eine Hufrehe-Erkrankung. Durch den erhöhten Fettanteil und die meist eingeschränkte Bewegung kommt es zu Veränderungen im Stoffwechsel, welche eine Hufrehe begünstigen. Ausserdem führt das erhöhte Gewicht per se zu einer Überbelastung der Hufe. Generell sind leichtfuttrige Rassen, wie Haflinger, PRE, Araber, Freiberger und Ponys hufrehe-gefährdet. In unseren Breiten sind ausserdem häufig kleine Ponys und Esel betroffen, da diese meist als Beistelltiere gehalten werden. Erschwerend kommt hierzu der Umstand, dass diesen Tieren oft eine Art „Rasenmäher-Funktion“ zugedacht ist, was aber nicht ihrer Natur entspricht (Steppentiere). Zu viel Gras kann aufgrund des Fruktangehaltes den Stoffwechsel nachteilig beeinflussen und so eine Hufrehe begünstigen oder sogar auslösen. Gerade jetzt im Frühling, solang die Nächte noch kalt sind, ist der Fruktangehalt im schnellwachsenden Gras besonders hoch. Auch das Herbstgras stellt durch steigende Fruktangehalte ein erhöhtes Risiko dar. Weiterhin sind auch hohe, nicht an die Leistung der Tiere angepasste Kraftfuttermengen prädisponierend.

Ebenso können Allgemeinerkrankungen, wie das Nachgeburtsverhalten der Stute nach dem Abfohlen, Kolik, Durchfall oder sonstige Infektionserkrankungen über eine Sepsis zu Hufrehe führen.

Auch Stoffwechselerkrankungen, wie das Cushing und das Equine metabolische Syndrom (EMS) stellen erhebliche Risikofaktoren dar und sollten deshalb so schnell wie möglich behandelt werden.

Des Weiteren kommen mechanische Faktoren infrage: Fehlbelastung durch Vernachlässigung der Hufpflege, Überbelastung durch lange Ritte auf hartem Boden, durch Übergewicht oder durch übermässige Belastung des gesunden Beines bei Schonhaltung nach Verletzungen.

Klinische Symptome einer Hufrehe

Akute Hufrehe:

Pferde mit akuter Hufrehe laufen klamm – meist wie auf „rohen Eiern“. Da die Pferde versuchen, den vorderen Teil der Hufe (Hufbeinspitze) zu entlasten, nehmen die Tiere häufig eine spezielle Haltung ein – die „Sägebockstellung“. Teilweise wollen die betroffenen Patienten keinen Schritt mehr laufen oder liegen sogar fest. Aufgrund der massiven Schmerzen kann eine akute Hufrehe mit einer Kolik verwechselt werden. Lokal lassen sich eine erhöhte Temperatur der Hufe, sowie eine Pulsation der Digitalarterien ertasten. Die Zangenprobe ist im Bereich der Hufbeinspitze meist hochgradig positiv.

Chronische Hufrehe:

Aus einer akuten Hufrehe kann eine chronische Hufrehe hervorgehen, welche durch immer wiederkehrende akute Schübe gekennzeichnet ist. Wichtig ist es, prädisponierende Faktoren zu eliminieren und eine Hufbearbeitung, wenn möglich, unter Einbeziehung von Röntgenaufnahmen durchzuführen. Chronische Hufrehe führt zu einer typischen Veränderung der äusseren Hornkapsel: Jeder Reheschub hinterlässt einen Ring auf der Hornkapsel, welche sich bei der chronischen Hufrehe konkav verformt.

Therapiegrundsätze

  • Ursachen und auslösende Faktoren beseitigen!!
  • Langsames Anweiden ist für alle Pferde ein Muss.
  • Weidepläne rassespezifisch und nach Hufreherisiko anpassen.
  • Pferde mit Vorerkrankungen wie EMS und Cushing sollten auf Gras weitgehend verzichten und keine kohlenhydrathaltigen Futtermittel bekommen. Dabei kann ein strikter Weideplan helfen, oder auch ein Maulkorb als Fressbremse.
  • Vorerkrankungen, wie Cushing sollten frühzeitig behandelt werden.
  • Pferde mit Übergewicht oder EMS sollten ausreichend bewegt und abgespeckt werden.
  • Die Nachgeburt der Stute sollte zwei Stunden nach der Geburt vollständig abgegangen sein. Andernfalls können die Giftstoffe, welche durch Bakterien in der Gebärmutter entstehen, zu schwerer Hufrehe führen. Dies ist ein Notfall!
  • Nach Aufnahme hoher Kraftfuttermengen (z.B. beim Einbrechen in die Futterkammer) oder hoher ungewollter Aufnahme von Gras (z.B. nach Ausbrechen nicht angeweideter Pferde auf üppige Wiesen) informieren sie umgehend ihren Tierarzt. Ein Auspumpen des Magens kann lebensrettend sein.

Erste Hilfe und Behandlung

  • Kühlen! Pferde mit akuter Hufrehe sollten zur Verminderung der Entzündung bis über den Fesselkopf gekühlt werden.
  • Weicher Untergrund, Bewegungsrestriktion/Boxenruhe
  • Schmerzmittel
  • Keine Kraftfuttergaben, keine Äpfel, keine Rüebli, kein Gras
  • Heu auswaschen
  • Homöopathie bei stoffwechselbedingter Hufrehe: Pulsatilla & Nuxvomica
  • Homöopathie bei mechanisch bedingter Hufrehe: Arnica & Hypericum
  • Akupunktur bei akuter Hufrehe kann die Entzündung vermindern und zur Schmerzminderung beitragen
  • Kombinierte Schmerztherapie: Häufig ist eine alleinige Behandlung mit den gängigen Schmerzmitteln (NSAIA) nicht ausreichend. Eine Kombination verschiedener Schmerzmittel oder alternativer Therapiemethoden kann helfen, die Schmerzen in den Griff zu bekommen.
  • Hufbearbeitung: Tritt eine Hufrehe nach zu invasiver Hufbearbeitung auf, so sollte möglichst auf weichen Untergrund und/oder Polsterung der betroffenen Hufe geachtet werden. Ist aber eine Fehlstellung, beispielsweise aufgrund von vernachlässigter Hufpflege der Auslöser für die Hufrehe, so sollte die Hornkapsel baldmöglichst bearbeitet werden, um ein schmerzarmes Abrollen des Hufes zu gewährleisten und je nachdem auch den Zug auf die tiefe Beugesehne zu verkleinern.

 Prognose

  • Sind Pferde, Ponys oder Esel einmal an Hufrehe erkrankt, so bleibt ein Hufreherisiko bestehen, insbesondere wenn die prädisponierenden Faktoren nicht behoben werden (können).
  • Um das Hufreherisko einschätzen zu können, sollten dringend Röntgenbilder angefertigt werden.
  • Im Allgemeinen ist die Prognose bei leichten Pferden wesentlich besser, als bei schweren/adipösen Tieren.

Wir empfehlen: Benachrichtigen Sie ihren Tierarzt umgehend bei akuter Hufrehe. Halten Sie die Managementempfehlung strikt ein. Und wie so oft: „Vorsicht ist besser als Nachsicht“ – Umsichtiges Anweiden, eine angepasste Fütterung sowie regelmässige Bewegung helfen, die Entstehung der gefürchteten Hufrehe zu verhindern. Bei Fragen stehen wir Ihnen gern zur Verfügung.