Alpakas und Lamas, die gemeinsam die Gruppe der Neuweltkameliden bilden, werden immer häufiger in der Tierarztpraxis vorgestellt. Es gibt einige entscheidende Unterschiede zwischen den südamerikanischen Tieren und heimischen Wiederkäuern. Allgemeines über Neuweltkameliden, welche Merkmale Alpakas und Lamas voneinander unterscheiden und worauf man bei der Haltung besonders achten sollte, wollen wir im folgenden Beitrag genauer anschauen.

Allgemeines

Sowohl Alpakas als auch Lamas zählen zur Gruppe der Neuweltkameliden. Als Altweltkameliden werden hingegen Kamele und Dromedare bezeichnet. Alle genannten Tiere gehören zur Gruppe der Kameliden, sind somit sehr soziale Wesen und fühlen sich als Herdentiere in der Gruppe wohl. Im mitteleuropäischen Raum werden Alpakas und Lamas oft wegen ihres ausgesprochen neugierigen, aber auch sanften Charakters gehalten. Diese Eigenschaften bedingen auch die Eignung von Neuweltkameliden für tiergestützte Therapien. Ebenfalls werden die genügsamen Tiere gerne zur Landschaftspflege gehalten, wofür sie sich wegen ihrer vorsichtigen Futteraufnahme und Trittsicherheit in unwegsamen Geländen besonders eignen. Die durchschnittliche Lebenserwartung von Alpakas und Lamas beträgt 15 bis 25 Jahre. Neuweltkameliden sind Pflanzenfresser und haben mit den heimischen Wiederkäuern sowohl den mehrteiligen Magen, als auch den Kauapparat gemeinsam. Im Gegensatz zum vierteiligen Wiederkäuermagen besteht der Magentrakt von Neuweltkameliden allerdings aus nur drei Kompartimenten, d.h. Neuweltkameliden haben einen Vormagen weniger. Hinsichtlich der Fortpflanzung ist die sogenannte «induzierte Ovulation» eine Besonderheit der Neuweltkameliden. Ähnlich wie bei der Kätzin wird auch bei Alpaka- oder Lamastuten die Ovulation durch den Deckakt ausgelöst. Damit ist die Fortpflanzung von Neuweltkameliden nicht an eine Jahreszeit gebunden, und es besteht ganzjährig die Möglichkeit eines erfolgreichen Deckaktes. Die durchschnittliche Trächtigkeitsdauer von Neuweltkameliden beträgt 11 Monate.

Alpaka und Lama im Vergleich

Alpakas

Alpakas erreichen bei einer durchschnittlichen Widerristhöhe von 90cm ein Gewicht von 60kg und haben allgemein einen eher runden Körperbau. Auffällig ist das rundliche, dicht behaarte Gesicht mit der kurzen Nase. Die Ohren sind kürzer als die des Lamas und laufen in gerader Form spitz zusammen. Das Hucaya Alpaka mit seiner feinen, gleichmässig gekräuselten Wolle ist im mitteleuropäischen Raum sehr bekannt, wohingegen man seinen Artkollegen, das Suri Alpaka hierzulande beinahe nie zu Gesicht bekommt. Die beiden Typen unterscheiden sich vor allem durch ihre Fellstruktur, wobei das Suri durch gerade bis gelockte, längere Haarsträhnen auffällt.

Lamas

Ein Gewicht von bis zu 140kg wird von Lamas bei einer durchschnittlichen Grösse von 130cm erreicht. Sie haben sowohl einen kantigeren Körperbau, als auch ein markanteres Gesicht mit längerer Nase als Alpakas. Auffällig sind die Ohren des Lamas, mit ihrer langen, sichelförmigen und nach vorne gebogen Form. Das Fell der Lamas ist allgemein dünner als das von Alpakas und besitzt eine dichte Unterwolle mit grobem, zotteligem Deckhaar.

Haltung von Neuweltkameliden

Das Tierschutzgesetz (TschG) und die Tierschutzverordnung (TschV) beschreiben die gesetzlichen Grundlagen der Haltung von Neuweltkameliden in der Schweiz.

Zur Haltung von Neuweltkameliden sind ausgebildete LandwirtInnen berechtigt, welche diesbezüglich einen Sachkundenachweis besitzen. Als Herdentiere gilt für Neuweltkameliden eine verpflichtende Gruppenhaltung. Geschlechtsreife Hengste dürfen getrennt gehalten werden, allerdings muss auch hier Sichtkontakt zu Artgenossen gewährleistet sein. Es gibt vorgeschriebene Grössen der Gehege, welche sich an der Gruppengrösse orientieren, zudem dürfen Alpakas und Lamas nur in Freilaufhaltung gehalten werden. Das Gehege muss für die Tiere eine Unterschlupfmöglichkeit bzw. einen Stall bieten und den üblichen Anforderungen an Tierhaltung im mitteleuropäischen Raum entsprechen. Sowohl Wasser als auch Raufutter muss für die Tiere ganztägig zugänglich sein. Zudem sind Einrichtungen zum Scheuern und zur Fellpflege erforderlich. Den Tieren muss täglich Zugang zu einem Gehege im Freien ermöglicht werden, das entsprechend eingerichtet ist. Die Verwendung von Stacheldrahtzäunen für Neuweltkameliden ist ausnahmslos verboten. Je nach Abnutzung kann eine regelmässige Klauenpflege notwendig sein, ebenso ist eine Schur der Wolle je nach Wachstum erforderlich, um Hitzestau unter dem Fell zu vermeiden. Gegenüber heimischen Parasiten sind Neuweltkameliden recht anfällig, weshalb eine fachgerechte Parasitenbekämpfung als grundlegende Massnahme zur Vorbeugung verschiedenster Krankheiten empfohlen wird. Abschliessend ist zu erwähnen, dass bei Neuweltkameliden, so wie bei allen anderen Haussäugetieren ein gemeinschaftliches Verhältnis zwischen den Tieren einer Gruppe sehr wichtig ist. Gegenüber Menschen sind unsere Zugezogenen aber eher scheu und eignen sich deshalb nicht als Kuscheltiere.

Quellen: