Klauenerkrankungen nehmen während der Alpsaison stark zu. Die vermehrte Belastung auf teilweise unwegsamen Geländen kann zu unterschiedlichen Erkrankungen führen. Auch das Wetter und die Bodenbeschaffenheit spielen dabei eine Rolle. Jeder Hirte kennt das Panaritium – ein leidiges Thema des Alpsommers bei Rindern. Die Erkrankung ist unter zahlreichen Bezeichnungen wie Palusa, Grippeli, Igel oder Schlegel bekannt.

Im Fachjargon spricht man von der Dermatitis interdigitalis (oberflächliche Form) oder Phlegmona interdigitalis (tiefergreifende Form).

Ätiologie – hauptverantwortliche Erreger

Das Krankheitsbild ist multifaktoriell, das heisst, mehrere Faktoren führen gemeinsam zum Auftreten der Erkrankung. Als bakterielle Erreger werden insbesondere Dichelobacter nodosus und Fusobacterium necrophorum, sowie Prevotella melaninogenica und Trueperella pyogenes diskutiert.

Die Erreger setzen sich an der obersten Hautschicht im Zwischenklauenspalt fest. Dies wird durch Schmutz, hohe Bodenfeuchte und feuchtwarmes Milieu begünstigt. Insbesondere das oben genannte Fusobacterium bildet Enzyme, die die Hautintegrität beeinträchtigen. Dadurch, sowie durch bereits genannte begünstigende Faktoren, können weitere Entzündungs- und Nekrose-Erreger in tiefere Schichten eindringen.

Prädisposition

Die Erkrankung wird durch feuchte Böden und hohe Niederschlagsmengen begünstigt, aber auch vermoderte oder zu harte Einstreu kann für Bakterien ein geeignetes Milieu schaffen. Auch übermässige Fütterung oder übersäuertes Futter begünstigen die Entstehung eines Panaritiums.

Symptome/ Klinik

Abhängig vom Stadium der Erkrankung sind die Symptome leichtgradig oder hochgradig ausgeprägt. Das Bein oberhalb der Klaue zeigt typischerweise eine Schwellung und Rötung. Die Entzündung beginnt meist im Zwischenklauenspalt, weshalb leichtgradige Panaritien nur hier zu finden sind. Eine Lahmheit unterschiedlicher Ausprägung kann immer bestehen. Vor allem beim Befall mehrerer Klauen kann häufiges Liegen beobachtet werden.

Komplikationen

Erfolgt eine Verlagerung der Entzündung des Zwischenzehengewebes in tiefere Lagen, können sich umliegend die Zwischenzehenbänder, Sehnenscheiden, Gelenke, Knochen, der Kronbereich und die Ballen entzünden.

In seltenen Fällen kann das Tier systemisch erkranken und Milchrückgang, Fieber, erhöhte Atem- und Pulsfrequenz sowie Appetitlosigkeit zeigen.

Behandlung

In jedem Fall ist eine Optimierung der Haltungsbedingungen nötig – insofern das möglich ist!

Ist die Hornschicht teilweise unterminiert, so sollte eine professionelle Klauenpflege durchgeführt werden. Je nach Stadium bedarf es einer antibiotischen Therapie. Wichtig ist es, betroffene Rinder trocken aufzustallen und die befallenen Stellen lokal mit desinfizierenden und hautpflegenden Sprays oder Salben zu behandeln. Hier können auch Produkte mit pflanzlichen Inhaltsstoffen, wie Calendula, Hamamelis, Kamille und Johanniskraut eingesetzt werden.

Eine unterstützende Therapie mit homöopathischen Mitteln ist entweder in Kombination oder bei leichtgradigen Fällen als alleinige Therapie möglich. Infrage kommende homöopathische Mittel sind beispielsweise Apis, Calcium carbonicum, Calcium fluoratum, Hepar sulfuris und Silicea.

Prognose

Bei rechtzeitiger Behandlung ist eine Therapie einfach und die Prognose deshalb günstig. Sind tiefreichende Strukturen befallen ist die Prognose eher ungünstig, da eine Behandlung sehr aufwändig und langwierig werden kann.

Prophylaxe

Verletzungen, die dem Erreger als Eintrittspforte dienen können, sollte vorgebeugt, oder (falls ersichtlich) möglichst frühzeitig behandelt werden.

Eine gute Klauenpflege ist das A & O für eine gute Klauengesundheit. Durch sie kann eine optimale Hautintegrität geschaffen und Reizungen der Zwischenklauenhaut vorgebeugt werden.

Sind die Tiere nicht gerade auf der Alp, so stehen Drainagen und die Optimierung des Laufstall-Managements im Vordergrund.