Die moderne Pferdehaltung mit grossen Beständen an Pferden auf engem Raum und mit begrenzten Weideflächen ist ein Schlaraffenland für Würmer und andere Parasiten. Werden sie nicht regelmässig bekämpft, so breiten sie sich aus und erhöhen den Infektionsdruck auf unsere Pferde. Ein gutes Antiparasiten-Management geht Hand in Hand mit strikten Hygienemassnahmen und regelmässigen Wurmkuren und/oder Kotuntersuchungen. Dabei hängt das „Wann?“ und „Wie oft?“ von unterschiedlichen Faktoren ab. Im Folgenden möchten wir diese Faktoren genauer beleuchten, um so einen Überblick über die Eckpfeiler des Parasiten-Managements zu geben.

Ätiologie

Man unterscheidet 3 Gruppen von Endoparasiten (Parasiten im Innern des Körpers) des Pferdes: Rundwürmer, Bandwürmer und Magendasseln.

Rundwürmer (Nematoden)

Die Würmer werden mit dem Futter/Gras aufgenommen. Anschliessend wandern die Larven durch unterschiedliche Organe des Körpers und führen dabei zu klinischen Symptomen. Die Eier werden meist über den Kot ausgeschieden und der Zyklus so aufrechterhalten. Vor allem Esel sind häufig klinisch unauffällige Träger von Lungenwürmern und sollten daher auch regelmässig entwurmt werden. Werden Esel und Pferde zusammen gehalten, so ist eine regelmässige Lungenwurmkontrolle ein Muss, da Lungenwürmer bei Pferden zu schweren klinischen Verläufen führen können.

Bandwürmer (Cestoden)

Der Bandwurm des Pferdes braucht einen speziellen Zwischenwirt, die Moosmilbe. Sie nimmt ausgeschiedene Bandwurmeier auf und wird ihrerseits mit den Eiern durch die Pferde aufgenommen. Im Darm der Pferde wachsen die Larven zu ausgewachsenen Bandwürmern heran und können hier zu leichten bis schweren gastro-intestinalen Symptomen führen.

Magendassellarven (Gasterophilus-Larven)

Die Dassel-Fliege klebt im Sommer ihre Eier ins Fell des Pferdes. Beim Putzen werden die Eier über das Maul aufgenommen. Auch diese Larven wandern und können zu leichten bis schwerwiegenden Verläufen von Magen-Darmsymptomen führen.

Symptome

Wurmbefallene Pferde sind oft klinisch unauffällig. Mögliche Symptome reichen von einem matten, stumpfen Fell über Abmagerung und Durchfall bis hin zu Leistungsabfall und sogar Koliken. Auch können Lungenwürmer Husten oder ähnliche Symptome hervorrufen.

Therapie

Es werden zwei Strategien unterschieden – die selektive und die strategische Entwurmung:

Selektive Entwurmung

Diese Entwurmungsstrategie zielt auf einen möglichst zurückhaltenden Einsatz von Entwurmungsmitteln, um Resistenzbildungen zu verhindern. Ziel ist hierbei nicht vollständige Wurmfreiheit, sondern den Wurmbefall unter einem bestimmten Schwellenwert zu halten.

Die Basis der selektiven Entwurmung sind Kotprobenuntersuchungen – im optimalen Fall immer des ganzen Bestandes. Je nach Altersstruktur der Herde, Durchführung weidehygienischer Massnahmen, vorhandenem Parasitenspektrum und Resistenzlage wird in Zusammenarbeit mit dem behandelnden Tierarzt die Frequenz von Kotprobenuntersuchungen festgelegt. Anhand dieser Resultate wird entschieden, ob, wie oft und mit welchem Mittel entwurmt werden muss. Bei Vorliegen eines schweren Wurmbefalls sollte der Therapieerfolg dringend nach 10-14 Tagen mittels Kotuntersuchung kontrolliert werden.

Sofern die Proben im Laufe des Jahres keinen Anlass zur Behandlung gegeben haben, wird immer eine Saisonabschlussbehandlung empfohlen. Da sich Bandwürmer, Magendasseln, grosse Strongyliden und Lungenwürmer nur schwer in einer Kotprobe nachweisen lassen, bleibt ein Restrisiko bestehen. Um dieses zu minimieren, wird aus medizinischer Sicht einmal pro Jahr  zur Sicherheit eine vorbeugende Entwurmung (November/Dezember) empfohlen.

Strategische Entwurmung

Fohlen, Jährlinge und Pferde bis zum 5. Lebensjahr haben ein weniger ausgereiftes Immunsystem. Bei ihnen wird daher eine regelmässige und damit strategische Entwurmung nach Kalender empfohlen. Vergessen Sie nicht, dass eine gute Parasitenkontrolle schon bei der tragenden Stute beginnt!

Dosierung

Um der Resistenzentwicklung vorzubeugen ist eine korrekte Dosierung notwendig. Eine Unterdosierung von Entwurmungsmitteln hat zur Folge, dass die Population nicht vollständig abgetötet wird. Dies führt zu Resistenzbildung und schlimmstenfalls dazu, dass die Parasiten auf weitere Behandlungen mit dem betroffenen Wirkstoff nicht mehr ansprechen.  Da den meisten Pferdebesitzern keine Waage zur Verfügung steht, empfehlen wir, die Dosis hoch genug zu wählen. Die Entwurmungsmittel werden meistens gut vertragen.

Alternativen zur Entwurmung

Es gibt phytotherapeutische und homöopathische Präparate, um den Wurmbefall zu kontrollieren. Unserer Meinung nach eignen sich diese Präparate gut zur Unterstützung einer intakten Magen-Darmflora  und zur Stärkung des Immunsystems. Im Idealfall können gezielte Behandlungen dazu beitragen, die Behandlungsfrequenz mit schulmedizinischen Antiparasitika zu senken. Der Erfolg dieser Therapiemethoden sollte, wie auch bei den schulmedizinischen Varianten, durch Kotuntersuchungen kontrolliert werden. Um Überraschungen zu vermeiden, empfehlen wir in jedem Fall eine Sicherheitsentwurmung pro Jahr.

Weitere Massnahmen zur Bekämpfung von Wurmpopulationen

Wie schon angesprochen, ist eine gute Stall- und Weidehygiene essentiell. Pferdeäpfel sollen täglich aufgesammelt werden. Auch die Weide sollte im Idealfall täglich, mindestens aber zwei- bis dreimal pro Woche abgemistet werden. Pflügen umzäunter Ausläufe vermindert den Infektionsdruck und reduziert die Moosmilben. Ausserdem sollte ein Überbesatz der Weiden vermieden werden. Eine alternierende Nutzung mit Wiederkäuern oder zur Heuproduktion wird empfohlen.

Bei einer Neugruppierung besteht immer die Gefahr, dass neue Parasitenarten und/oder resistente Parasiten in die Herde eingeschleppt werden. Daher sollte auf jedem Betrieb eine durchdachte Strategie vorliegen, wie eine Ansteckung der Population verhindert werden kann. Eine Kombination aus Kotuntersuch und Entwurmung kann zur sicheren Eingliederung des Neulings beitragen.

Zusammenfassung

Was ist nun besser: Regelmässig oder selektiv entwurmen?

Die regelmässige Entwurmung hat sich in den letzten Jahrzehnten bewährt, die wurmassoziierten Erkrankungen bei Pferden konnten deutlich gesenkt werden. Jedoch haben verschiedene Parasiten Resistenzen gebildet, weswegen es unabdingbar ist, überflüssige Entwurmungen zu vermeiden, um die Wirksamkeit der zur Verfügung stehenden Medikamente zu erhalten. Auch sollte darauf geachtet werden, Entwurmungsmittel keinesfalls in zu geringer Dosierung zu verabreichen.

Im Grundsatz sollten wir unsere Pferde so selten wie möglich und so oft wie nötig entwurmen. Das ist meistens einfacher gesagt, als getan. Denn wie oben erläutert, stellt das Entwurmungsmanagement beim Pferd ein komplexes Thema dar.

Wenden Sie sich bei Fragen gerne direkt an uns. Wir beraten Sie gerne!

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