Allgemeines

Das Spurenelement Selen ist wichtiger Bestandteil von Enzymen und Proteinen bei Tieren und Menschen. Zusätzlich ist Selen als Radikalfänger unentbehrlich und schützt so die Zelle vor oxidativem Stress. Selen spielt somit für das Immunsystem eine wichtige Rolle.

Selenversorgung

Ein Mangel kann verschiedene Ursachen haben, wie eine ungenügende Aufnahme über das Futter, eine unzureichende Aufnahme im Darm oder auch ein erhöhter Verbrauch:

Bei der Fütterung unterscheidet man zwischen einem generellen Mangel im Grundfutter und einem Mangel, welcher durch die Verarbeitungsprozesse entsteht. Die Aufnahme im Zwölffingerdarm kann beispielsweise bei Durchfallerkrankungen beeinträchtigt sein. Ein erhöhter Bedarf an Selen entsteht generell durch Wachstum, Kälte, Stress oder übermässige Bewegung. Damit ist klar, dass Jungtiere im Wachstum generell einen erhöhten Bedarf an Selen haben.

ABER ACHTUNG: Im Gegensatz zu den meisten Vitaminen und Spurenelementen kann eine unkontrollierte Zufuhr von Selen zu Vergiftungssymptomen führen. Es gibt die chronische Form der Selenüberdosierung über längere Zeit, bei der es zu Haarverlust und Klauendeformation kommen kann. Bei der Aufnahme von grossen Mengen Selen kann es zu akuten Vergiftungserscheinungen kommen, welche im schlimmsten Fall zum Tod durch Herzversagen führen.

Selengehalt im Futter

Rinder, Schafe und Ziegen, die Futtermittel von Böden mit einem Selen-Gehalt < 0,5 ppm erhalten, gelten als prädisponiert für Selenmangel-Krankheiten. In unserer Region sind die Böden generell selenarm.

Durch die Verarbeitung des Futters sinkt der Selengehalt weiter. Dabei sprechen wir insbesondere vom Trocknen, Silieren und der Einwirkung von Hitze oder Feuchtigkeit auf die Futtermittel. Aber auch die Zugabe von Siliermitteln und Propionsäure kann zu geringeren Selengehalten im Futter führen. Enthält das Grundfutter einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, führt dies zu einer reduzierten Aufnahme von Selen. Auch aufgefettete Milchaustauscher haben einen zu niedrigen Selengehalt, um die Versorgung des heranwachsenden Tieres zu gewährleisten.

Symptome

Je nach Alter der betroffenen Tiere sind unterschiedliche Krankheitsbilder bekannt:

Das häufigste Krankheitsbild ist die Weissmuskelkrankheit. Bei der Weissmuskelkrankheit kommt es zur Muskeldegeneration.  Klinisch zeigen die Tiere Schluckbeschwerden, gehäuftes Auftreten von Lungenerkrankungen oder Bewegungsstörungen mit steifem Gang, aufgekrümmtem Rücken, Zittern und vermehrtem Liegen. Selenmangel kann sich auch durch weniger fulminante Symptome, wie reduziertes Wachstum und schlechtes Ansetzen von Muskelmasse zeigen. Jungtiere können schon im Mutterleib erkranken und kurz nach der Geburt eine frühe Form des Selenmangels zeigen. Typischerweise erkranken die Tiere bis halbjährig.

Auch im Alter von 8-24 Monaten kann Selenmangel auftreten. Das Krankheitsbild manifestiert sich hier eher als «paralytische Myoglobinurie». Typischerweise treten Symptome kurz nach Weideaustrieb auf. Die Aufnahme von jungem Gras mit einem grossen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren führt zur Reduktion der Selenaufnahme. Die Muskeldegeneration macht sich in diesem Fall durch verhärtete Muskulatur und rotbräunlichen Urin bemerkbar.

Ausgewachsene Tiere, die unter Selenmangel leiden, zeigen häufig weniger spezifische Krankheitsbilder. Es kann zu Immunstörungen, sinkender Milchleistung, Fertilitätsstörungen und zu gehäuftem Auftreten von Euterentzündungen und Nachgeburtsverhalten kommen.

Auch auf Bestandesebene sollte man bei wiederkehrenden Problemen mit vermehrt lebensschwachen Kälbern, Gitzi oder Lämmern, chronischen Gesundheitsstörungen oder Fertilitätsproblemen von Muttertieren an Selenmangel denken und den Gehalt an selenhaltigen Mineralfuttern – je nach Blutwerten – unterstützend zur spezifischen Behandlung anpassen.

Therapeutisch wird Selen, je nach Gehalt im Blut, über das Futter (Pulver, Bolus) oder als Injektion substituiert. Dafür stehen verschiedene Produkte zur Verfügung.

Wir beraten Sie gerne!

Quelle Bild:

Weltkarte eines Spurenelements – Horizonte (horizonte-magazin.ch)