Viele Pferdebesitzer leben mit der Angst, dass ihr Pferd einmal an einer Kolik sterben könnte. Diese Angst ist nicht nur unbegründet, wenn man bedenkt, dass eine Kolik eine der häufigsten Todesursachen beim Pferd ist. Aber nicht jede Kolik geht zwingend mit schweren Folgen einher.
Was genau ist eigentlich eine Kolik?
Eine Kolik ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom. Das Wort «Kolik» ist ein Überbegriff für Bauchschmerzen oder Bauchkrämpfe und beschreibt verschiedene Erkrankungen des Magen-Darmtraktes, die verschiedene Ursachen haben können. Auch andere Organe wie z.B. Erkrankungen der Harnorgane können Schmerzen verursachen und somit Koliksymptome hervorrufen.
Warum Pferde oftmals an Verdauungsstörungen und Magen- Darmerkrankungen leiden, liegt an ihrer Anatomie. Auch die Haltung, der Umgang und Medikamente spielen eine wichtige Rolle.
Anatomisch ist der Verdauungstrakt von Equiden speziell aufgebaut: Der Darm ist rund 30m lang – die Därme liegen deshalb sehr beweglich im Bauchraum des Pferdes und können sich leicht verdrehen oder verklemmen. Ausserdem besitzen der Mageneingang, sowie der Magenausgang starke Schliessmuskeln. Pferde können daher nicht erbrechen und müssen alles über den Darm ausscheiden. Der Blinddarm ist riesig und umfasst ca. 30 Liter. Er dient mit seinen zahlreichen Bakterien als Gärkammer des Pferdes. Man sollte deshalb bedenken, dass auch Medikamentengaben, wie Antibiotika dieses natürliche Gleichgewicht stören und zu Krankheitssymptomen führen können.
Das Management, wie Haltung und Nutzung spielt für das Pferd eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Koliken. Stress in der Herde, schlechte Heuqualität oder eine mangelnde Weidehygiene können zu Verdauungsproblematiken führen.
Wodurch kann eine Kolik entstehen?
- Futter (-umstellung): schlechtes Raufutter, neues Kraftfutter, neue Weiden
- Zu schnelles Anweiden im Frühjahr (Achtung! Auch im Herbst ist Vorsicht geboten! Bei Frost und Sonne ist der Fruktangehalt im Gras sehr hoch und kann neben Koliken auch zu anderen Stoffwechselerkrankungen wie Hufrehe führen.)
- Wurmbefall
- Wetterwechsel
- Stress: Stallwechsel, neue Pferde in der Gruppe, Turnier, Überforderung im Training
Mögliche Anzeichen und Symptome
- Allgemeine Unruhe
- Häufiges Abliegen und Aufstehen
- Scharren/Stampfen mit den Hufen auf dem Boden
- Schlagen mit der Hinterhand gegen den Bauch, Schauen in Richtung Bauch
- Wälzen
- Futterverweigerung
- Hochziehen der Nase, Flehmen
- Teilnahmslosigkeit
- Schwitzen
- Fehlender oder veränderter Kotabsatz
- Erhöhter Puls und eine schnelle flache Atmung
Prohpylaxe
Eine Kolik kann nicht immer verhindert werden. Es können aber durchaus Massnahmen getroffen werden, um einer Kolik vorzubeugen. Dazu gehören vor allem eine möglichst natürliche Fütterung und eine artgerechte Haltung.
- Mehrmals täglich kleine Portionen energiearmes Heu füttern
- Keine langen Fresspausen
- Auf eine gute Futterqualität achten
- Kraftfutter und Leckerlis nur reduziert füttern und dem tatsächlichen Bedarf anpassen
- Langsame Futterumstellung
- Für Bewegung und Beschäftigung sorgen
- Stress vermeiden
Was tun bei Kolikanzeichen?
Bei Kolik können pflanzliche und homöopathische Präparate Linderung bringen. Dabei kommen vor allem phytotherapeutische Mischungen, wie Colosan ® oder Kolax ® zum Einsatz, sowie die homöopathischen Mittel Nux vomica oder Colocynthis. Natürlich gibt es andere homöopathische Arzneien, welche bei Kolik eingesetzt werden können.
Leichte Symptome, beziehungsweise heftige Symptome, sind nicht unbedingt ein Aufschluss darüber, wie schlimm die Kolik tatsächlich ist. Auch eine zunächst scheinbar leichte Kolik kann unter Umständen schnell lebensbedrohlich werden.
Bei leichten Symptomen gilt deshalb, wenn nach einer halben Stunde keine Verbesserung erreicht wird, sollte immer ein Tierarzt hinzugezogen werden.
Ist die Kolik stark, so sollte keine Zeit verloren werden und der Tierarzt direkt informiert werden. Generell sollte das Pferd nach Möglichkeit bis zum Eintreffen des Tierarztes im Schritt geführt werden.
Wiederkehrende Koliken
Immer wiederkehrende Koliken können unterschiedliche Ursachen haben. Jedoch sollte neben den oben genannten Faktoren auch an Magengeschwüre, Zahnprobleme und Magen- Darm-Parasiten gedacht werden.
Magengeschwüre entstehen meist aufgrund von Stress und sollten unbedingt behandelt werden. Für die Diagnose muss eine Gastroskopie mittels Endoskop durchgeführt werden. Zähne sollten beim Pferd grundsätzlich einmal jährlich kontrolliert werden. Liegen hier Probleme vor, so wird das Futter nicht mehr ausreichend gekaut, was zu Verdauungsbeschwerden führen kann. Beim Befall mit Magen-Darm-Würmern muss eine Entwurmung durchgeführt werden. Trotz allem wird empfohlen mehrmals jährlich eine Untersuchung des Kots durchzuführen und nur wenn nötig zu entwurmen, da bei häufiger Entwurmung Resistenzen auf die jeweiligen Wirkstoffe entstehen können. Eine Entwurmung pro Jahr wird als Sicherheitsentwurmung in jedem Fall empfohlen, da vor allem grosse Strongyliden und Bandwürmer nicht mit Sicherheit in nachgewiesen werden können. Ein sinnvoller Weidewechsel und Weidehygiene spielen beim Befall mit Würmern eine grosse Rolle (siehe auch Blogbeitrag auf CAPRIPEDIA «Parasiten & Entwurmungsstrategien beim Pferd»).